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1.Tag, Freitag, 3. Juni 2011 - nach Pegnitz


Wow, ich hätte nicht gedacht, dass sich das bisschen Gepäck so verheerend auswirkt. Statt bis Bayreuth habe ich es gerade mal bis kurz vor Pegnitz geschafft. Ein paar Kilometer mehr wären vielleicht noch drin gewesen. Da ich aber wider Erwarten in einem Gasthaus ein freies Zimmer fand (was nach meinen bisherigen Pegnitz-Erfahrungen alles andere als typisch ist), blieb ich kurzentschlossen hier. Doch der Reihe nach. Aufgebrochen bin ich relativ spät um halb elf. Um noch etwas mehr Zeit zu vertrödeln, folgte ich einer interessanten Routenempfehlung meines Navis in die Wälder bei Feucht. Angeblich fuhr ich auf gut ausgebauten Radwegen, tatsächlich war das bestenfalls ein seit Jahren zugewucherter Trampelpfad. Und der führte dann auch direkt zu einem Zaun. Also umdrehen und versuchen, das eingezäunte Gelände zu umfahren. Das gelang aber nicht so recht. Auf allen möglichen Wegen stieß ich auf Zäune. Besonders seltsam dabei: Während ich die ersten „Privatgrund. Betreten verboten“ noch lesen konnte (mich also außerhalb befand), stieß ich schließlich auf einen Zaun, dessen Warnschild nur von der anderen Seite lesbar war. Jeder Topologe wäre vermutlich entzückt darüber gewesen. Ich dagegen war eher genervt. Irgendwann habe ich dann eine Lücke im Zaun entdeckt und war draußen. Weiter ging es nach Schwaig, wo ich die S-Bahn nach Pommelsbrunn nehmen wollte. Die erste war mit Schulausflüglern restlos überfüllt, die zweite beförderte mich immerhin nach Lauf. Der dritte Zug kam 45min später und brachte mich schließlich ans Ziel. Es folgte die schon bekannte Tour durchs Pegnitztal (kann ich nur empfehlen) und einige bereits recht bissige Steigungen. Ich habe viel geschoben, was aber kaum weniger anstrengend ist als strampeln. Gerne würde ich sagen, dass es an der stechenden Sonne lag oder an dem aufkommenden Gegenwind. Die Wahrheit ist: Ich bin noch nicht wirklich fit. Das Gute daran: Es kann nur besser werden.

Nachtrag: Gerade sehe ich, dass ich anfangs in der ehemaligen Muna Feucht   unterwegs war - mit möglichen Munitions- und Chemiewaffenresten aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden. Nicht gerade beruhigend, dass man ohne Warnung reinkommt und mit Warnung nicht mehr rauskommt.

 

Distanz: 66 km (+ ca. 30 km S-Bahnfahrt)

Durchschnittsgeschwindigkeit: 14 km/h

 


2. Tag, Samstag 4. Juni  –  nach Zwickau  

Heute morgen lief es erstaunlich gut. So gut, dass ich in Bayreuth entschloss, mir meine gute Laune nicht durch das Fichtelgebirge versauen zu lassen – und umgekehrt meine hohe Meinung vom Fichtelgebirge nicht durch dessen Streckenführungen zu vermiesen. Deshalb ging es mit ein paar interessanten Regionalverbindungen nach Zwickau. Von dort noch aus dem Kessel raus und schließlich nach nicht einmal 60 km abends um 19:00 auf einem Campingplatz ankommen. Ansonsten alles wie am ersten Tag: Viel Schweiß, wenig Tempo – aber ordentlich Strecke (160 km hat die Fichtelgebirgstour gebracht. Generell wird es aber schon etwas besser.
 

Distanz: 51 km (+160 km)

Durchschnittsgeschwindigkeit: 15 km/h


 

3. Tag, Sonntag, 5. Juni  – nach Wurzen 

Es wird allmählich. Die Landschaft wird weniger hügelig und die Tagesleistung nimmt zu. Insgesamt bin ich mit dem Tag recht zufrieden, obwohl es mörderisch heiß war. Sonnencreme hilft auch nichts, da sie weggeschwitzt ist, bevor der erste Sonnenstrahl in die Epidermis einschlägt. Dafür entschädigt die schöne Gegend. Altenburg zum Beispiel ist wirklich sehenswert. Und die Mulde entpuppt sich mitsamt dem Radweg an ihrer Seite als wahres Kleinod. Schon etwas peinlich, dass ich noch nie von ihr gehört habe und den Namen in der Karte zunächst für eine Landschaftsbeschreibung hielt. Unterkunft bietet mir heute ein altes Ritterhaus in Schmölen kurz vor Wurzen. Auch wenn ich es mit dem Adel eigentlich nicht so habe, ist das hier wirklich klasse: halbmeterdicke Mauern, die für Kühle sorgen, ein hartes Bett (das ist wirklich ein Lob – ich hasse Hängemattenmatratzen) und sehr nette Gastwirte. Dazu ein Restaurant am anderen Muldeufer, zu dem einen der Gastwirt persönlich übersetzt. Absolut empfehlenswert!
 

Distanz: 101 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,4 km/h


 

4. Tag, Montag, 6. Juni - nach Herzberg

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es weiter in Richtung Torgau. Leider war es dort schon vor 12 Uhr derartig heiß, dass die geplante Stadtbesichtigung sich auf einen Testkauf in einer Gelateria beschränkte. Nach dem, was ich trotzdem aus den Augenwinkeln aufschnappte, scheint Torgau durchaus einen Besuch wert zu sein. Aber eben nicht bei 30 °C + x. Ich machte mich daher schnell vom Acker und suchte Schutz in einem etwa 10 km entfernten Wäldchen an der Grenze zu Brandenburg. Gute Gelegenheit, die Karte für das neue Bundesland aufs Navi zu spielen. Derweil zog sich der Himmel dunkel zu und tat so, als sei er ein ganz Böser. Für mehr als ein paar Tropfen hat es dann aber doch nicht gereicht. Immerhin fiel die Temperatur ein paar Grad.

Den Nachmittag über ließ ich mich vom Navi leiten, was schöne (und tiefe) Einblicke in die Annaburger Heide bescherte und mein Herz als Open Street Mapper höher schlagen ließ: jede Menge nicht erfasste Wege; und die erfassten waren meist etwas nachlässig ausgezeichnet. Ein zugewachsener Wildwechsel ist nun mal kein erstklassig ausgebauter Forstweg. Bis ich mit viel Schieberei wieder aus dem Wald draußen war, waren zwei Stunden vergangen. Trotzdem ein auf seine Weise schöner Nachmittag. In Herzberg angekommen, half mir ein sehr hilfsbereiter Fahrradmechaniker, die lädierte vordere Cantilever-Bremse zu richten. Mittlerweile war es 18 Uhr geworden, Cottbus immer noch außer Reichweite und der nächste Campingplatz etliche Kilometer in der falschen Richtung gelegen. Ich entschloss mich hierzubleiben. Unterkunft fand ich nach einigen  Misserfolgen in einem Gasthaus, das eigentlich nicht mehr bewirtschaftet wird, aber noch Zimmer vermietet. Die älteren Besitzer halten alles picobello in Schuss. Während ich am 70er-Jahre-Tresen auf meine Bauernpfanne warte, läuft im Radio mal wieder das Beste aus den 80ern und 90ern. Zumindest für die 80er stimmt das sogar. Und in der Ecke steht das örtliche Telefonbuch von 2000. Ich steh ja eigentlich auf so Retrozeug. Hier aber wirkt das doch ein wenig seltsam. Warum nur muss ich in den letzten Minuten ständig an Shining denken? Wahrscheinlich, weil ich übermüdet bin und längst im Bett sein sollte. Ist ja auch schon 21:00 Uhr durch.
 

Distanz: ca. 80 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 15,9 km/h


 

5. Tag, Dienstag, 7. Juni - nach Cottbus

Prima Tag heute. Vormittags war es bewölkt und es nieselte immer wieder ein bisschen. Großartiges Fahrradwetter. Entsprechend gut kam ich voran. Noch besser wurde es nachmittags in den Niederlausitzer Wäldern. Über sogenannte Fahrradstraßen ging es durch eine traumhafte, menschenleere Gegend. Könnte mir gut vorstellen, hier länger Urlaub zu machen. Auffällig auch hier – wie schon in Sachsen – die vielen Raubvögel. Selbst nahe von Ortschaften lassen sich Bussarde blicken. In Cottbus kam ich bereits kurz nach 15:00 Uhr an. Allerdings dauerte es dann noch einmal zwei Stunden, bis die Touristeninformation, einige Pensionen und ich uns einig über die Übernachtung wurden. Egal, das gehört auch irgendwie dazu. Morgen lege ich etwas verfrüht einen Ruhetag ein, werde versuchen, die Website zu aktualisieren und den als nicht überlebenswichtig erkannten Krempel heimzuschicken.

Distanz: 106 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,1 km/h

 

 

6. Tag, Mittwoch, 8. Juni - in Cottbus


War heute den ganzen Tag in Cottbus unterwegs. Zuerst Ballast abwerfen und als Paket nach Hause schicken. Zum Opfer gefallen sind: der Kapuzenpulli, die Jeans, alle Bücher bis auf den Nordskandinavienreiseführer, die lästigen Frontroller-Tragegurte, ein Trikot und noch ein paar Kleinigkeiten. Ist ein gutes Gefühl, jetzt wieder etwas mehr Platz für die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu haben. Z.B. für mehr Wasser. Anschließend habe ich mir Karten für Polen besorgt. War sehr nett, mit der Verkäuferin über die Bereitschaft deutscher Verlage, osteuropäische Spezialkarten zu produzieren, zu ratschen. Von der Frage nach Radkarten für Polen bis zum einstimmigen Neckermann-Bashing dauerte es gefühlt unter 10 Sekunden. Immerhin für Masuren habe ich nun eine brauchbare Radkarte. Für den Rest muss die große Autokarte genügen. Anschließend suchte ich mir ein Cafe mit WLAN-Anschluss und setzte die ersten Berichte (noch ohne Fotos) ab. Den Nachmittag verbrachte ich im Spreewald (ein Traum) sowie bei der entstehenden Cottbuser Ostsee. Letztere ist ein Braunkohletagebau, der in den nächsten Jahrzehnten geflutet werden soll und dann mit 1900 ha Brandenburgs größter See sein wird. Derzeit sieht die Landschaft aber eher nach einem Mondmeer aus.
 

 

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