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42. Tag, Donnerstag, 14. Juli – bis Neiden

Immer wieder erstaunlich, wie viele Eindrücke in einen Tag passen. Jetzt, um kurz vor 21 Uhr scheint mir der heutige Morgen so fern wie gestern oder vorgestern. Nicht, dass ich ihn dorthin verdrängen möchte. Im Gegenteil. Jetzt, irgendwo in Norwegen im Zelt sitzend und halbwegs im Takt zum Regen tippend, ist das Frühstücksbuffet mit seinen Bergen von Graved Lax eine durchaus angenehme Erinnerung. Die Reichhaltigkeit trug mit dazu bei, dass ich erst gegen halb elf aufbrach. Aber bei den Lichtverhältnissen hier spielt das eh keine Rolle. Letzte Nacht schien übrigens zum ersten mal die Mitternachtssonne. Hat mich zu dem Zeitpunkt aber nicht interessiert, so dass ich die Jalousien zu- und mich umgedreht habe. Also, bin recht spät losgefahren. Die erste Viertelstunde war wie immer die unangenehmste Zeit des Tages. Jeder Muskel murrt: „Hört das denn nie auf?“ Woraufhin das Großhirn ein joviales „Halts Maul und tritt“ von sich gibt und alles seinen Lauf nimmt. Un was für einen. Väimoinen, der finnische Wettergott, meinte es heute richtig gut mit mir. 15 °C, Sonnenschein und dazu ein steifer Westwind,wie um meine Entscheidung für Kirkenes zusätzlich mit kräftigen Argumenten zu unterstützen. Zunächst ging es ein paar Kilometer über die E75, ohne dass dies besonders viel Verkehr bedeutete. Lediglich die Radler nahmen anfangs deutlich zu. Kurz darauf ging es dann auch schon auf die 971, immer am Inarisee entlang. Wunderschöne Ausblicke auf einige der über 3000 Inseln in einem angenehm „welligen“, aber nie wirklich hügeligen Gelände. Ich kam an Dutzenden erstklassigen Uferzeltplätzen vorbei. Sandstrände wie in der Südsee – nur mit knorrigen Birken statt Palmen. Der Verkehr nahm weiter ab, die Ausländerdichte (viele Deutsche) gleichzeitig zu. Am frühen Nachmittag zogen ein paar Regenwolken mit leichten Schauern durch. Die Regenhose zog ich gerne an, der Poncho war nicht nötig. Achtung Werbung: Die Löffler Kolibri war übrigens eine meiner besten Kaufentscheidungen seit langem. Ultraleicht, saubequem und ausnahmsweise mal wirklich ein atmungsaktives Teil. Kurz vor Sevettijärvi kam ich in skoltsamisches Gebiet. Das ist eine wenige hundert Personen starke Samigruppe, die ursprünglich auf der Kolahalbinsel beheimatet war und sich nach den finnischen Gebietsverlusten in Folge des finnisch-sowjetischen Krieges in Finnland niederließen. Ihre Sprache bildet einen eigenen Zweig unter den Sami-Sprachen. Erst Anfang der 1970er Jahre wurde eine einheitliche Orthografie entwickelt. Mit den vielen Sonderzeichen erinnert sie fast ein wenig an Leetspeak (1hr w155t 5ch0n, d135er c00le H4x0r-1nt3rn3t-5l4ng).

 Die Landschaft wurde allmählich immer rauer. Die Sandstrände wichen riesigen Feldern aus flechtenbewachsenen Granitbrocken. Die Bäume schrumpften noch ein bisschen und wurden – soweit möglich – noch knorriger. Schließlich kam auch schon die norwegische Grenze in Sicht. Mal abgesehen von einem halben Dutzend Videokameras war dort nicht viel. Lediglich der letzte K-Supermarkt auf finnischer Seite schien der Anziehungspunkt für alle 30 Einwohner im Umkreis vieler Kilometer zu sein. Faszinierend mit welcher Inbrunst Teenies über die Auswahl der korrekten Alkopops diskutieren können und sich schließlich der einzige, der alt genug war, die Plörre auch zu kaufen, durchsetzte. Aber was lästere ich. Hab mich doch auch anstecken lassen und mir einen Ananas-Cider besorgt. Falls ich es noch nicht gesagt habe: Ananassaft und Snickers – mehr braucht ein ambitionierter Radler nicht. Damit kommt man überall hin. Leider trifft das auf Ananas-Cider nun überhaupt nicht zu. Widerlich und nicht annähernd mit einem Strongbow oder gar einem Kerné vom Fass zu vergleichen. Nun ja, jedenfalls füllte ich meine Vorräte in dem Grenzsupermarkt auf und machte anschließend auf norwegischer Seite auf die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz. Nur hatte sich die Landschaft inzwischen radikal geändert. Die eh schon kurzen Bäume wurden noch einmal auf die Hälfte reduziert. Aus den bewaldeten Hügeln Finnlands sind kahle Fjells geworden. Selbst das zuvor allgegenwärtige Wasser schien zu fehlen. Auf den ersten Blick ziemlich abweisend. Aber nur auf den ersten. Nach ein paar Kilometern stieß ich auf einen netten Abzweig, bei dem einige Feuerstellen auf frühere Übernachtungen hinwiesen. Ich fuhr den Weg etwa einen Kilometer weiter und fand mich in einer mit kleinen Birken und weißen Flechten bewachsenen Ebene hoch über der Neidenelva wieder. Das Zelt war gerade aufgebaut, als es zu regnen begann. Also Tagebuch nachtragen. Mittlerweile hat der Regen aufgehört. Mal schauen, ob ich ein kleines Feuer hinbekomme und zur Feier des Tages ein paar finnische Kabanossi grillen kann.

Nachtrag: Na bitte, leichte Brandstiftung hab ich immer noch drauf :-) Nach einer halben Stunde Zusammenklaubens von nassen und/oder morschem Holz und eineinhalb Rauchvergiftungen brannte tatsächlich ein akzeptables Feuer. Noch einmal 90 Minuten später war genug Gut vorhanden, um die Würste zumindest einseitig gründlich zu schwärzen. In der Mitte waren sie essbar. So eine Art Mitternachtssonne konnte ich auch noch beobachten. Zwar hinter Wolken und auch nach Mitternacht. Osteuropäische Zeit, obwohl hier eigentlich wieder MESZ gilt, aber da ich so weit östlich bin, dass Mitternacht hier eigentlich schon um 23 Uhr, ist es auch schon wieder wurscht. Untergegangen ist sie jedenfalls nicht. Dafür hat sie am nächsten Morgen das Zelt so aufgeheizt, dass ich schon um sieben aufstand.


Distanz: 156 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 22,1 km/h

 

43. Tag, Freitag, 15. Juli – bis Kirkenes (und darüber hinaus)

Das Packen ging dank des mittlerweile wieder trockenen Zeltes schnell. Ebenso die Abfahrt zur Brücke der E6 über die Neidenelva. Was für ein Bach! Relativ wenig verblockt, aber enorme Wassermengen, die über ein längeres Gefälle schießen. Ein Traum für jeden Wildwasserpaddler. Juckt mich direkt, wieder anzufangen. Aber halt: Ich bin ja zum Radfahren hier. Ok, dann eben das. Kenn ich, kann ich, keiner macht mir da was vor. Ha, von wegen. Bis Kirkenes lagen einige knackige Steigungen vor mir. Als besonderes Bonbon verläuft die E6 durch militärisches Halbsperrgebiet, das man zwar passieren, in dem man aber weder photographieren noch anhalten darf. Ich halte mich brav daran und strample brav durch. Am Ende des Sperrgebiets stehe ich schwer schnaufend am Straßenrand, als eine jungen Mountainbikerin in zügigem Tempo an mir vorbeizieht. Klar, ohne Gepäck kein Kunststück. Dazu die drölfzig ersten Gänge, die ich auch nicht habe. Und wahrscheinlich gerade erst aufgestanden und heute noch nichts geleistet. Der gehässige Teufel in meinem inneren Ohr kannte eine Menge gute Gründe, warum das eine ganz dumme Kuh ist. Dummerweise kam sie mir beim Anstieg aus dem nächsten Fjord wieder entgegen, um mich beim übernächsten Anstieg erneut zu überholen. Da gibt es nichts zu deuten: Die dumme Kuh ist verdammt fit und steckt mich locker in die Tasche – ob mit oder ohne Gepäck.

In Kirkenes besorgte ich zunächst norwegisches Bargeld und wollte dann am Hafen nach den Abfahrtszeiten für die Passage nach Vadsø schauen. Als ich in den Hafen einfuhr, betätigte ein großer Pott sein Nebelhorn, so dass es mich fast aus dem Sattel geblasen hätte. Wie sich herausstellte, handelte es sich um die MS Polarlys der Hurtigruten. Ich fuhr neugierig näher, als mir eine Stewardess zu erkennen gab, ich solle mich beeilen, dann könne ich noch mit. Also rauf auf die Laderampe. Ich frage den Lademeister, ob dies denn das Schiff nach Vadsø sei. Nö, ist es nicht. Das hier fährt nach Vardø. Von dort könne ich aber morgen früh um kurz nach vier zurück nach Vadsø fahren. Hm, eigentlich ging es mir nur darum, die Strecke nach Kirkenes nicht zweimal zu fahren und stattdessen am Nordufer des Varangerfjords wieder nach Westen zu radeln. Als er aber erwähnte, dass die MS Polarlys auch in Kjøllefjord Halt machen würde, stieg ich doch zu. An der Rezeption wurde mir dann endlich mein Denkfehler klar. Dieses Schiff befindet sich am Anfang der Südroute der Hurtigruten. Vardø wird nur auf der Nordroute angefahren. Jetzt war es auch schon egal. Kurz entschlossen buchte ich die Passage gleich bis Honningsvåg, der letzten „Stadt“ vor dem Nordkap. Bevor jetzt alle „Cheater“, „Weichei“ etc. rufen, hier ein Haufen guter Gründe, die mir seit Abfahrt aus Kirkenes eingefallen sind: Zum einen wollte ich eh nach dem Nordkap von Honningsvåg bis Hammerfest oder Tromsø mit den Hurtigruten fahren. Einerseits, um den Tunnel nur einmal zu fahren, andererseits um keine Strecke doppelt zu absolvieren. Außerdem: Was soll ich mitten in der Nacht in Kjøllefjord? Die Ankunft in Honningsvåg um 5.45 Uhr ist früh genug. Der heftige Westwind lädt auch nicht gerade ein, ihm entgegen zu radeln. Auf einem Kreuzfahrtschiff war ich noch nie. Sicher lehrreich. Und nicht zu vergessen: Die Kabinen haben Duschen. Wenn man all die Übernachtungen bis Honningsvåg zusammenzählt, ist die Kabine (knapp 200 Euro) auch nicht so viel teurer. Und überhaupt: Wer bin ich denn, dass ich jetzt auch noch in meinem Urlaub zu rechtfertigen beginne? ;-)

In jedem Fall war es die richtige Entscheidung. Vorhin legten wir kurz in Vardø an. Laut Schiffsdurchsage die östlichste Stadt Norwegens und die einzige westeuropäische, die in der arktischen Zone liegt. Heftiger Ort. Umgeben von kahlen, teils schneebedeckten Fjells. Beim kurzen Landgang blies uns ein eisiger Sturm um die Ohren. Mir hat es gefallen. Aber hier zu leben könnte ich mir nicht vorstellen. Nachdem wir wieder abgelegt hatten, vertrieb ich mir ein paar Minuten am Bug. Dort stürmte es so sehr, dass man sich bequem dagegen lehnen konnte. Auf dem Wasser sind überall weiße Schaumkronen. Und wenn man aus dem Windschatten um eine Ecke biegt, ist man gut beraten, sich festzuhalten. Ein wahrlich umwerfendes Wetter. Mir fiel dazu sofort dieser alte Neubauten-Song ein: Draußen ist feindlich. Hier stimmt das absolut. So, muss jetzt Schluss machen und das Bordrestaurant testen. Und photographieren. Und gegen den Wind lehnen. Und und und. Mein Gott, ist das hier klasse! Freue mich wie ein Schnitzel.


Distanz: 49 km (eigene Leistung)

Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,9 km/h


44. Tag, Samstag, 16. Juli – bis zum Nordkap und ein Stück zurück

Um vor dem Anlanden in Honningsvåg noch Zeit für ein paar Fotos zu haben, stellte ich mir den Wecker auf 5:15. Da ich vergessen hatte, ihn von finnischer auf norwegische Zeit umzustellen, gewann ich sogar ein Stunde und stand schon um kurz nach vier auf der Matte. Mit vier Stunden Schlaf und einer Tasskaff als Frühstück war es nun also soweit: auf zum Endspurt. Als ich um viertel nach sechs losfuhr, war das Wetter mittelmäßig (bedeckt, Nieselregen, kalt, recht gute Sicht) und meine Laune bestens. Ersteres sollte sich ändern, letzteres nicht so sehr. Die Regenhose hatte ich aus Wärmegründen schon angezogen. Schon nach wenigen Kilometern folgte der Poncho, da der Regen schnell durch die Goretex-Jacke drang. Noch ein paar Kilometer später kamen die Regenüberschuhe dazu. Nur auf die Handschuhe verzichtete ich, da die Finger durch den Poncho geschützt waren. Außerdem sorgte die nur rund 35 km lange Strecke schon dafür, dass einem nicht kalt wurde. Bereits kurz nach Honningsvåg wies ein Verkehrsschild lapidar auf das Bevorstehende hin: 9 % Steigung – 0,2-22,5 km. Den ersten Anstieg nahm ich noch in der Hoffnung, dass er der einzige dieser Monstrosität sein würde. Beim zweiten brach die Geschwindigkeit auf teilweise weniger als 5 km/h ein, so dass das Rad arg ins Schlingern geriet. Der Wind (schwächer als gestern, aber immer noch sehr kräftig) tat sein übriges. Entweder bremste er mich bei den wenigen Gefällestrecken ordentlich aus oder er sorgte mit Böen dafür, dass selbst im Wiegetritt nichts mehr ging. Ich brüllte ihm dafür deftige Flüche entgegen, die er mir aber ungerührt aus dem Mund riss und fort trug. Egal, mir half das. Der Regen nahm mal zu, mal bildete sich dichter Nebel, so dass die Sichtweite auf unter 20 m sank. Die wirklich schöne Landschaft sollte sich erst auf dem Rückweg offenbaren. Derweil nahmen die Steigungen kein Ende.Auch der leere Magen machte sich bemerkbar. Ein Apfel und der obligatorische Ananassaft brachten ihn für eine Weile zum Schweigen. Irgendwann, als ich von Regen und Schweiß ordentlich durchnässt war und es allmählich doch kalt wurde, kam dann aber tatsächlich das Schild „Nordkapp“. Hinter mir lagen 4417 Kilometer Eigenleistung, vor mir das Mauthäuschen, wo man seine 295 Kronen Eintritt bezahlen darf. Umso mehr freute es mich, als mich ein strahlender Kassierer mit einem herzlichen „Good morning, Sir. Welcome to the Nordkapp.“ begrüßte. Als ich schon nach meinem Geldbeutel nestelte, winkte er lässig ab. Ich soll stecken lassen und dürfe so rein. Klasse, hat mich wirklich gefreut. Das gesparte Geld ist nett, netter aber noch ist da damit verbundene Anerkennung. Tut gut, das. Getoppt wurde es nur noch durch das klatschen einiger Touris, als ich zur Weltkugel fuhr. Geschafft.

Jetzt nur schnell einen Kaffee und die nassen Sachen ablegen. Leider musste ich feststellen, dass die Nordkaphalle erst in eineinhalb Stunden aufmachte. Dabei kam ich mit Wolfgang, einem Pensionär aus Celle ins Gespräch. Er hatte gestern während des Sturms schon versucht hochzufahren und war dabei gestürzt. Zum Glück half ihm ein Biker, seinen Roller wieder auf die Straße zu bekommen und zurück zum Campingplatz zu fahren. Ein Autofahrer fuhr ihn selbst zurück. Es entwickelte sich schnell ein nettes Gespräch über die Hilfsbereitschaft von Menschen, wenn nur wenige von ihnen da sind. Als wir endlich in die Halle konnten, besorgten wir zunächst Kaffee und zogen dann durch den Souvenirshop. Angesichts der Unmengen an mal mehr, mal weniger geschmacklosem Kitsch beschränkte ich mich auf einen dicken Stapel Postkarten, die mich die nächsten Stunden beschäftigten. Nach einer äußerst leckeren, aber auch sehr übersichtlichen Portion Rentierfilet verabschiedete sich Wolfgang. Ich war immer noch mit meinen Karten beschäftigt und fuhr erst gegen vier zurück. Auf halber Strecke nach Honningsvåg machte ich an einem Campingplatz Station und nahm mir eine kleine Hütte.

Keine 50 Kilometer heute gefahren – und doch bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Habe nur zweimal ein paar hundert Meter geschoben, nachdem mich der Wind auf Null runtergebremst hat. Ansonsten kräftig fluchend im Schneckentempo voran. Aber eben: voran.

Eine Frage bleibt: War das Nordkap die Quälerei wert? Als attraktiver Aussichtspunkt: nein. Als willkürlich gesetzter nördlichster Punkt Europas: nein. Als touristisches Mega-Event: Oh nein! Als was dann? Nun, als ein willkürlich, nicht alltägliches und auf der gewählten Art des Reisens nur mit einigem Aufwand erreichbares Ziel. Insofern bin ich überzeugt: Die ganzen Bustouristen waren heute an einem völlig anderen Ort als ich und die beiden Radler, von denen ich nur die Fahrräder gesehen habe.

Distanz: 48,6 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 12,9 km/h


45. Tag, Sonntag, 17. Juli – bis Repvåg

Habe wie ein Stein geschlafen, nachdem ich gestern abend noch einen kleinen Spaziergag auf den nächsten Berg unternommen habe. Tolle Aussicht, aber zu viele Wolken und zu wenig Geduld für eine schöne Reihenaufnahme des Sonnenstandes um Nord herum. Egal, die Originalität wäre eh nur sehr begrenzt. Heute morgen dann reichlich gefrühstückt (mmh, frische Waffeln), da die Versorgungslage hier oben nicht besonders gut ist. Habe noch zwei YumYum-Päckchen, etliche Brühwürfel und einen Beutel voll Krümel, die mal Brotscheiben waren. Anders als in Finnland haben die Supermärkte hier Sonntags zu. Zumindest der eine in Honningsvåg. Immerhin konnte ich an der Tanke ein paar Snickers besorgen. Bin dort auch gleich mit dem nächsten Radfahrer ins Gespräch gekommen. Einem Österreicher, der bereits zum vierten Mal hier hochgefahren ist. Sehr sympathische Ansichten zum Reisen. Es gibt aber auch andere, bei denen man sich fragt, warum sie hierher radeln, wenn vom Wetter über die Preise bis zu den Leuten alles scheiße ist.  

Da gönne ich mir doch lieber den lange erwarteten/gefürchteten Nordkaptunnel. Aufgrund der zahlreichen, ziemlich zwiespältigen Berichte im Web habe ich wahrscheinlich an keinen Ort im Vorfeld mehr gedacht. Sogar die passende Musik hatte ich längst rausgesucht. Für die 3,5 km Abfahrt bei 10 % Gefälle gab es Dick Dale: Miserlou sowie seine Hava Nagila Version. Nette Idee, nur habe ich vor lauter Fahrtwind fast nichts gehört. Der Aufstieg von 200 Meter unter dem Meeresspiegel lief da mit Atrium Carceri: Cellblock erfolgreicher. Es bedurfte keiner großen Anstrengung sich vorzustellen, dass dieser Tunnel nie enden würde und ich mich bis ans Ende der Tage durch das fahl beleuchtete Gestein quälen muss. Nette Kopfgeisterbahn :-) Tatsächlich empfand ich den Tunnel bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Ja, es ist anstrengend, aber die 3,5 Kilometer Aufstieg sind schneller vorbei als gedacht. Zudem bieten mehrere Ausweichbuchten gute Rastgelegenheiten. Und wirklich dicht ist der Verkehr auch nicht. Lästiger ist da schon das Klima. Aufgrund der nochmals ein paar Grad niedrigeren Temperatur entwickelt man sich zur lebenden Nebelmaschine. Sieht nett aus, hat aber den Nachteil, das man wieder oben angekommen bis auf die Goretexjacke durchgeschwitzt ist. Das Trikot kann man ja tauschen, aber die nasse Jacke ist eine ziemliche Hypothek. Habe zuerst versucht, sie auf die Zeltrolle gespannt im Fahrtwind zu trocknen. Selbiger hat mich dann aber zu ausgekühlt, dass ich die nasse, schwere Jacke lieber am Körper trocknete.

Der weitere Streckenverlauf erwies sich als abwechslungsreich, was die Höhe über dem Meer angeht. Schön anzuschauen, aber nicht gerade entspannend zu fahren. Die Tagesleistung fiel entsprechend gering aus. Das nächste größere Ziel ist Alta an der norwegischen Nordwestküste. Das ist etwas mehr als 130 Kilometer entfernt. Theoretisch durchaus in einem Tag zu erreichen, wenn da nicht ein paar Berge dazwischen lägen. Nun ja, ich lass mich überraschen. Gut, falls ich in einem Rutsch durchkomme. Spannend, falls nicht. Denn dann ist eine Übernachtung mitten im Nirgendwo und evtl. in relativ größer Höhe angesagt. Könnte also kalt werden. Werde mich daher schon früh hinlegen, um morgen zeitig loszukommen.

Distanz: 75 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 17,0 km/h


46. Tag, Montag, 18. Juli – bis Sennalandet-Hochebene

War natürlich wieder nix mit früh aufstehen. Ich bin zwar in der Nacht öfter aufgewacht, habe dann am Morgen aber bestens bis kurz vor neun geschlafen. Nach einem kompakten Frühstück (ein Snickers, halber Liter Wasser) ging es dann schon weiter. Bis Olderfjord schlängelt sich die Straße immer an der Küste entlang, weist aber trotzdem ein paar nette Steigungen auf. Außerdem gibt es noch einen Tunnel bei Ytre Normannset, der mit seinen Kurven, Steigungen und dem groben Fels auch ein prima Fantasy-Setting abgibt. In Olderfjord angekommen (wow, können 46 km lang sein) sicherte ich zunächst meine Schokoriegelversorgung und trank eine Tasse Kaffee in der Campingplatz-Rezeption/Cafe/Shop/Touri-Info. Als ich auf der Speisekarte zufällig Nudeln mit Räucherlachs entdeckte, war auch schon das Mittagessen geklärt – auf sehr leckere Art. Für den weiteren Weg konnte ich das Kalorienpaket gut gebrauchen. Denn nun sollte es von Meereshöhe in stetigem Auf und Ab bis auf 358 m gehen. Sagte ich schon, dass ich kein Bergfahrer bin? Nach rund 20 Kilometern traf ich in Skaidi ein. Laut Reiseführer nichts besonderes. Von wegen. Hier gibt es eine Tankstelle UND einen Lebensmittelladen. Ich kam mir vor wie in einem von Tante Emma geleiteten Schlaraffenland. Tütensuppen, ofenfrisches Brot, alle möglichen Kekse. Und Zimtröllchen. Mit denen ist man bekanntermaßen potentiell unsterblich, solange man noch welche hat. Meine waren am selben Abend aufgebraucht - etwa fünf Minuten nachdem das Zelt stand. Überhaupt der Abend. So gegen 19 Uhr war klar, dass das mit Alta nichts mehr wird. Kein Drama, da ich morgen sowieso einen halben Ruhetag einlegen wollte. Hier draußen im Nichts konnte ich prima übernachten, sparte mir die Kosten für den Campingplatz und konnte am nächsten ganz gemütlich nach Alta fahren. Soweit die Theorie. Das „prima Übernachten“ ist sicher eine relative Angelegenheit. Nachdem der Wind immer mehr zugenommen hatte und die Sennalandet-“Hochebene“ kein Ende nehmen wollte, rollte ich beim nächsten Bach von der E6 runter in die Pampa. Mal abgesehen vom sporadischen Verkehr auf dem Nordkap-Highway war die Stelle sogar recht schön. Stufenterrasse zum Wasser, Panorama-Ausblick auf die Fjells, chiropraktisch geformte Schlafunterlage (weich und wellig), wie erwähnt verkehrsgünstige Lage und das alles quasi mückenfrei. Denn bei dem Wind ließen sich die Biester nicht sehen. Das Zelt spannte ich sorgfältiger als sonst ab, da der Winddruck doch recht groß war und ich ein gebrochenes Stangensegment oder gar eine gerissene Plane nicht gebrauchen kann. Mein kleines Atko stand aber wie eine Eins und bot dem Sturm die Stirn.

Als der Wind mal für eine halbe Stunde nachließ, fanden sich sehr schnell die Mücken im Vorzelt ein. Kaum setzte der Wind wieder ein, hatte er sie dort wieder rausgeblasen.

Die Nacht war ausgesprochen angenehm. Sogar der wellige Tundraboden entpuppte sich als äußerst komfortable Unterlage.


Distanz: 113 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,2 km/h


47. Tag, Dienstag, 19. Juli – bis Alta

Es sind die vermeintlich kurzen Tage, die so richtig reinhauen. Die verbleibenden rund 50 Kilometer bis Alta sollten doch schnell zu schaffen sein, dachte ich gestern noch. Mit rund drei Stunden ging es eigentlich auch. Der Spaß hielt sich aber in Grenzen. Der stürmische Wind von gestern abend hatte weiter aufgefrischt und zudem auf Süd bis Südwest gedreht. Genau meine Fahrtrichtung. Auf den restlichen Kilometern westwärts in der Ebene hatte ich ziemliche Probleme, das Fahrrad bei dem Seitenwind in der Spur zu halten. Vor allem Omnibusse und LKW mit Anhängern, die auf der schmalen Straße auch nicht großzügig überholen konnten, brachten mich heftig ins Schlingern. „Besser“ wurde es erst, als sich die E6 nach Südwest wandte. Nun kam der Wind von vorne und bremste mich auf sichere 6 km/h aus. Einige Steigungen musste ich daher schieben. Die an sich schönen Abfahrten büßten etwas an Reiz ein, da aus 40+ Stundenkilometern bei Böen rasch 20- wurden. Erst die letzte fünf Kilometer lange Abfahrt runter nach Alta machte wirklich Spaß. Ungetrübt blieb bei allem die Freude über die phantastische Landschaft. Norwegen ist zweifelsohne das bisherige Highlight der Tour. Ich gebe es nur ungern zu: Aber hin und wieder beneide ich die sonst von mir eher belächelten Wohnmobilfahrer und die Späthippies mit ihren Vorkriegs-Unimogs schon.

  Nachdem die Temperatur mit dem Südwind schon deutlich gestiegen war, tat sie in Alta noch einmal einen Sprung nach oben. Bei guten 18 °C konnte ich den Anorak das erste mal seit Tagen wieder ausziehen. Auch die Vegetation erinnert fast schon an gemäßigte Breiten. Es gibt wieder richtige Bäume. Erstaunlich, wie sich hier im Norden zwei-, dreihundert Höhenmeter auswirken.

In Alta stellte sich die Frage nach der Übernachtung. Irgendwie bildete ich mir ein schönes Zimmer ein. Nicht unbedingt Hotel, aber doch mit etwas Luxus. Hohe Priorität hatte außerdem die Verfügbarkeit einer Waschmaschine. Der Geruch meiner Klamotten war mittlerweile – nun ja – eigenartig bis bedenklich. Die ersten paar Zeltplätze fielen durch mein Suchraster und wurden links liegen gelassen. Alta River Camping wäre in Frage gekommen, lag mir aber zu abseits. Dann doch lieber zum Alta Vandrerhjem, der hiesigen Jugendherberge. Was für ein Fehler. Ersteinmal lag das Ding zusätzliche 10 Kilometer entfernt. Ok, eigentlich keine Distanz. Dass bis dorthin aber noch einmal 350 Höhenmeter zu bewältigen waren, schmerzte schon mehr. Der einsetzende Regen besserte meine Laune auch nicht. Und als mir die Rezeptionistin mit echtem Bedauern erklärte, dass sie komplett ausgebucht sind, war ich echt sauer. Ich meine: richtig miese Laune. Nicht auf die Rezeptionistin. Aber ein bisschen auf diese angebliche Jugendherberge mit angeschlossenem Golfplatz. Was ist denn da mit dem Kodex, nachdem Wanderer und Radfahrer immer einen Platz bekommen? Zur Not halt unter einem Tisch. Vor allem aber ärgerte ich mich wieder einmal über mich selber. So von wegen Handspatz und Dachtaube. Letzten Endes bin ich doch beim River Camping gelandet. Und was soll ich sagen: Heiße Duschen, Waschmaschinen, nette kleine Hütte, lecker gekocht, WiFi gibt’s auch mal wieder. Sogar die Sonne scheint mittlerweile. Kann gut sein, dass ich morgen hier noch einen Ruhetag einlege, bevor es Richtung Kautokeino weiter geht.


Distanz: 69 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,9 km/h

 

48. Tag, Mittwoch, 20. Juli – Alta

Heute ein Ruhetag. Eigentlich schade, da das Wetter sehr angenehm ist. Ca. 23 °C, leichter Wind aus Nord und bis auf kurze Schauer meist sonnig. Mein linkes Knie mosert aber und will heute nicht radeln. So wie es jetzt am Nachmittag aussieht, hat es auch morgen keine rechte Lust wieder zuzutreten. Voraussichtlich werde ich daher den Bus nach Kautokeino nehmen. Der Campingwart meinte jedenfalls, dass eine Fahrradmitnahme möglich wäre. Ich kann nur hoffen, dass die eingesparten Höhenmeter (laut Karte einige) die unwilligen Körperteile aufmuntern.

Auf den Besuch der frühbronzezeitlichen Felsgravuren in Alta habe ich notgedrungen auch verzichtet. Nun ja, ein Grund mehr, ein andermal hierher zurückzukehren. Denn eines steht fest: Mit Norwegen bin ich noch lange nicht fertig.

Distanz: 0 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 0 km/h

 

 

49. Tag, Donnerstag, 21. Juli – nach Suolovuopmi

Ein reichlich konfuser Tag. Aus dem Web wusste ich, dass der Bus nach Kautokeino erst nachmittags um 15:00 Uhr abfährt. Ich schlief daher schön aus, füllte in Alta meinen Proviant erneut auf und frühstückte 'ne Pizza. Dann raus zum Flughafen, um schon mal zu klären, wo der Bus stehen wird. Dann wieder zurück nach Alta, um sicherheitshalber noch etwas Bargeld abzuheben. Dabei zum zweiten Frühstück 'ne Calzone vertilgt. Dann wieder zurück zum Flughafen und knapp drei Stunden auf den Bus warten. Der kommt erfreulicherweise schon um halb drei und erweist sich als vierreihiger Minibus. Auf meine Frage an den Fahrer, ob er mich und mein Rad denn mitnehmen könne, lachte der nur und wies mit dem Daumen auf sein putziges Gefährt: „With that?“ Ich sah ein, dass das nicht besonders gut funktionieren würde. Zwischen dem Fahrer und mir entwickelte sich aber schnell ein nettes Gespräch. Warum ich denn nicht selbst fahren wolle? Die Strecke sei doch so schön und größtenteils auch eben. Ich erklärte ihm die Bedenken wegen meines Knies, woraufhin er meinte, morgen früh würde ein großer Bus eines finnischen Betreibers nach Süden fahren. Der könne mein Rad und mich sicher mitnehmen. Ich soll doch mal in Alta bei der Tourist Information nach der genauen Abfahrtszeit fragen. Gute Idee. Also wieder zurück nach Alta. In der Touri-Info wusste die gute Dame auch gleich, welchen Bus ich meinte. 7:50 fährt der ab. Eigentlich hätte ich damit zufrieden sein können und am nächsten Morgen einfach rechtzeitig da sein müssen. Nach der Erfahrung mit dem Minibus, wollte ich nun aber Sicherheit. Ob der denn auch wirklich Fahrräder mitnehmen kann? Tja, das wisse sie jetzt leider auch nicht. Aber der Fahrer würde immer im Rica Hotel keine 200 Meter von hier übernachten. Ich also rüber ins Rica (nicht schlecht, wo man als Busfahrer so schläft) und den beiden Rezeptionistinnen etwas umständlich erklärt, dass ich einen Busfahrer der Eskelisen Lapinlinjat suche, der hier zu übernachten pflegt, bevor er morgens (meistens jedenfalls) nach Rovaniemi fährt und dass ich eben diesen Busfahrer fragen müsse, ob er mein Rad – und mich natürlich auch – denn mitnehmen könne, da mein Knie Schwierigkeiten macht und ich ihm, also dem Knie, noch etwas Ruhe gönnen möchte. Die beiden sahen sich fragend an. Ok, noch ein Versuch. Ob sie hier denn einen Busfahrer haben, der morgen nach Süden fährt. Die Fragezeichen in ihren Augen verschwanden nicht. Hinzu kam aber ein mitleidiger Ausdruck, als ob sie es mit einem Verwirrten zu tun hätten. Hmpf, nochmal ganz von vorne und ganz langsam. Ich fürchtete schon, eine Gratisfahrt mit weißbeturnschuhten, kräftig gebauten Reisebegleitern spendiert zu bekommen. Womöglich wieder in einem Kleinbus und ohne mein Rad. Irgendwann haben sie dann verstanden, was ich wollte. Von Eskelisen Lapinlinjat jedoch hatten sie noch nie gehört. Ich solle zwischen 18 und 20 Uhr nochmal vorbeischauen. Dann wären alle Busfahrer da. War das jetzt ein Trick, um Verstärkung zusammenzutrommeln oder ein ernst gemeintes Angebot? Ich bedankte mich artig und überlegte draußen, was nun zu tun sei. Sicherheitshalber betrachtete ich beim Busbahnhof noch einmal die Fahrpläne und entdeckte dabei, dass der besagte Bus nur jeden zweiten Tag fuhr. Hm, hatte das die Dame in der Tourist Information (die jetzt natürlich zu hatte) übersehen? Welcher Wochentag ist heute überhaupt? Und mit welchem Buchstaben beginnt dann der norwegische Name des morgigen Tages? M, T, K? Waaaahhh!

Es reichte. Ich traf endlich die Entscheidung, die schon heute morgen fällig gewesen wäre: Den faulen Arsch endlich aufs Rad zu schwingen und lange Steigungen notfalls zu schieben. Und was soll ich sagen: Es ging. Beide Knie noch dran. Keine Probleme und obendrein die atemberaubend schöne Klamm des Trangdalselva im gemütlichen Schiebetempo aus nächster Nähe bewundern können. Sogar einen urgemütlichen Schlafplatz in einer kleinen Hütte bei einer Fjellstue habe ich bekommen. Das Leben kann so schön und einfach sein, wenn man nur den Mut dazu hat. :-)

Distanz: 50 km (+ 32 km in und um Alta)

Durchschnittsgeschwindigkeit: 15,9 km/h



50. Tag, Freitag, 22. Juli – nach Kautokeino

Habe herrlich geschlafen in meiner kleinen Hütte. Nur hin und wieder gab ich mir im Halbschlaf eine Ohrfeige, um eine Mücke zu erschlagen. Hier im Herzen der Finnmark und bei besten Bedingungen (regelmäßiger Regen, dann wieder warmer Sonnenschein) werden die Biester allmählich zur Plage. Die sonst gerne etwas ausgedehnteren Pausen an Raststätten mit Bänken fielen heute ziemlich kurz aus. Man ist noch kaum richtig abgestiegen, da wetteifern die Blutsauger schon um die besten Plätze auf den dunkelsten Stoffen. Das in Finnland besorgte Repellent (Off!) funktioniert gut. Auf den damit eingeschmierten Hautpartien landen keine Mücken mehr – und wenn, dann nur ganz, ganz kurz. Das hindert sie aber nicht daran, einen heftig zu umkreisen. Die nötige Ruhe, das gelassen zu ertragen, habe ich noch nicht entwickelt. Spätestens nach fünf Minuten hat sich jede Pause damit erledigt. Immerhin bin ich dadurch recht früh in Kautokeino angekommen und hatte viel Zeit fürs Sightseeing. Bei der Kirche wurde ich sogar von einer norwegischen Familie auf ein paar Waffeln mit Sahne und Erdbeermarmelade eingeladen. Lecker. Es folgte der Besuch eines Messerschmieds, wo ich als Andenken ein schönes Stück aus Carbonstahl mit gemasertem Birkenholzgriff und Rentierhorn erstand. Anschließend besichtigte ich noch die Galerie der Silberschmiede Juhl's. Sehr schöne Arbeiten und ein äußerst faszinierender Lebenslauf. Ein Däne und eine Deutsche trafen sich hier in den 50er Jahren zufällig und entwickelten über die Jahrzehnte einen eigenständigen samischen Schmuckstil nach den Wünschen und Anregungen der Sami. Bis dahin kannten jene Schmuck nur als Handelsware und beschäftigten sich als Halbnomaden nicht selbst mit Metallarbeiten. Nachdem ich in der Galerie bestimmt eineinhalb Stunden verbracht hatte, entschloss ich, doch nicht mehr weiterzufahren und suchte den Campingplatz auf. Die letzten norwegischen Kronen wurden für eine Hütte ausgegeben, da ich sie nicht zurücktauschen wollte und auch keine Lust hatte, mich vor dem Zelt mit den Mücken herumzuärgern. Morgen geht es für einen Tag zurück nach Finnland und dann nach Schweden.


Distanz: 101 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,4 km/h

 

 

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