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Tja, um was ging es eigentlich bei dieser Reise? Das Nordkap sehen? Sicher nicht. Dafür tut es auch jede Postkartenansicht. Das Nordkap erreichen? Schon eher. Noch eher: den Norden erfahren. Es gab viele spektakuläre Orte zu bewundern. Interessanterweise waren die wenigsten in irgendwelchen Reiseführern verzeichnet. Dass Großstädte für Radler außer einem Haufen Stress wenig zu bieten haben, betonte ich schon an der ein oder anderen Stelle. Aber auch touristisch überlaufene Naturwunder wie der Storforsen können letzten Endes nicht mit den kleinen Wundern am Wegesrand mithalten. Eine Kiesgrube in Lappland, ein fast verlassener Campingplatz in Schweden, die Rast auf einem Felsblock hinter der Leitplanke der E4 – das sind die Orte, die wirklich in Erinnerung bleiben. 

Ähnlich ist es mit den Begegnungen mit „Fremden“. Im selben Maß, wie die Bevölkerungsdichte abnimmt, nimmt die Wertschätzung für andere zu. Genauso wie die Erkenntnis, dass wir uns alle unabhängig von Sprache, Kultur oder gar Hautfarbe verdammt ähnlich sind. 

Noch spannender als diese äußeren Eindrücke sind die inneren. Das, was im und mit dem eigenen Kopf passiert. Christian meinte vor der Abreise, dass man wohl schon mit sich alleine sein können muss. Da ist was dran. Man lernt sich selber besser kennen. Die guten und die schlechten Seiten. Und man lernt – gerade angesichts der Kargheit im hohen Norden – sich selber weniger wichtig zu nehmen. Freilich war meine Tour immer noch ziemlich touristisch mit jeder Menge Annehmlichkeiten. Trotzdem habe ich einen Hauch von der Größe, der Unerbittlichkeit der Natur erleben dürfen. Hoffentlich bleibt diese Erfahrung möglichst lange in Erinnerung. Denn sie relativiert den meisten Ärger, die meisten Ängste im Alltag. 

Sehr angenehm ist auch die Erfahrung, dass man alles erreichen kann, wenn man nur beharrlich genug daran arbeitet und die Sache einem persönlich etwas bedeutet. Der Trick ist, die Aufgabe in kleine und kleinste Teilstücke zu zerhacken, der scheinbaren Größe des Endziels keine Aufmerksamkeit zu schenken und es dennoch nicht aus den Augen zu verlieren. Wichtiger als die Fortschritte sind dabei die Rückschläge. 150 Kilometer mit Rückenwind in der Ebene zu fahren macht Spaß, ist aber kein Kunststück. Bei Regen und Gegenwind im Hügelland dem Tagesziel entgegenzukriechen macht überhaupt keinen Spaß, ist aber einfach großartig, wenn man schließlich ankommt. 

Organisation und Effizienz sind ein weiterer Bonuspunkt. Vom Zeltaufbau bis zum morgendlichen Zusammenpacken – wenn man es oft genug gemacht hat, geht das wie von selbst von der Hand. Wäre zu wünschen, wenn ich ein bisschen dieser Effizienz in meinen ansonsten oft eher chaotischen Alltag rüberretten könnte.

 

Gesamtdistanz

Unklar. Laut Fahrradtacho waren es 8301,6 km bei einem Anfangszählerstand von 52,3 km. Er fiel aber bei Regenwetter zweimal aus, so dass 50-70 km fehlen. Laut meiner Excel-Tabelle waren es 8162 km. Diese berücksichtigt aber einige Distanzmessungen des Navis, das zuverlässig zu wenig anzeigt. Ich habe daher für mich beschlossen, 8250 km als schöne runde Zahl anzunehmen.

 

Verluste/Verbrauch

  • 1 Gepäckträger
  • 2 Paar Socken (1x Waschmaschine im Hostel in Helsinki, 1 Paar komplett durchgescheuert)
  • 1 Samifahne (irgendwo in Schweden verloren)
  • 15 kg Biomasse (wird nicht vermisst)
  • 1 komplettes Hinterradprofil
  • 1 hinterer Ritzelsatz
  • 1 Kette
  • 250 ml WD40 bzw. Kettenöl

 

Erkenntnisse für die Zukunft

Packliste straffen. Vor allem die Jeans war eine absolute Schnapsidee. Zu schwer, zu voluminös, und wenn einmal nass, kaum zu trocknen. Gut, dass ich sie schon in Cottbus heimgeschickt habe. Die Anglerweste mit ihren 1000 Taschen war eigentlich auch überflüssig. Für den Zweck tut’s der Rucksack. Kapuzenpulli und Palästinensertuch waren ebenfalls entbehrlich. 

Die Stromversorgung über Nabendynamo und Pufferakku sich sehr gut bewährt. Wenn man den Puffer über Nacht zum Laden von zwei AA- oder AAA-Zellen verwendet, genügt eine durchschnittliche Tagesstrecke von 100 km, um ihn bis abends wieder voll zu laden. Für Übernachtungen in Hotels/Pensionen hat sich der Steckdosen/USB-Adapter zusammen mit dem USB-Ladegerät sehr bewährt. Falls nur Übernachtungen in der Pampa geplant sind, kann man darauf verzichten. An Ersatzakkus genügen je vier AA- und AAA-Zellen. 

Von den zahlreichen SD-Karten als Backup für Bilder habe ich keinen Gebrauch gemacht. Da die Bilder vom Foto ebenso wie die GPS-Tracks vom Handy aufs Netbook geladen wurden, würde eine Ersatzkarte genügen. Andererseits wiegt das Zeug ja echt nichts und benötigt auch keinen Platz. 

Bücher sind entbehrlich. Wirklich Muße zum Lesen hätte ich nur an Ruhetagen gefunden. Viel besser sind Hörbücher, die man auch unterwegs anhören kann. Videos sind reiner Luxus – aber eben auch sehr nett. Habe die vierte Staffel von The Big Bang Theory mehrere Male angesehen. Fürs nächste Mal ruhig ein paar mehr speichern. 

Kulturbeutel durch ein Hardcase ersetzen. Einfach unglaublich, was für eine Sauerei eine gequetschte Zahnpaste- oder Mobilattube anrichten kann. 

Zusätzlich zur Paketschnur ein paar Meter Reepschnur. Sehr hilfreich als belastbarere Wäscheleine oder zum Befestigen von zusätzlichem Gepäck auf dem Kajaksack. 

Das Nähzeug lieber individuell zusammenstellen. Die vielen Garne in den billigen Nähsets sind zwar schön bunt, aber nur wenig belastbar. Lieber etwas Zwirn und gute Baumwollgarne besorgen. Nähnadeln verschiedener Stärken, eine Krummnadel und ein kleines Stück dickes Leder als Durchstoßhilfe einpacken. 

Immer eine Plastiktüte übrig behalten, um abends den Sattel damit vor Regen zu schützen. Sich auf einem durchweichten Sattel einen Wolf zu fahren ist absolut überflüssig. Notfalls den nassen Sattel für die ersten zwei Stunden mit einem kleinen Handtuch abdecken. 

Und schließlich etwas Speiseöl oder Ghee in einer stabilen, dicht schließenden Schraubdose, um hin und wieder etwas braten zu können.

 

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